Winterflugplan: Hohes Raten-Niveau durch E-Commerce-Boom

Fluggesellschaften verlagern Frachtraum für Direktvertrieb von Temu und Shein stark nach Asien.
08.10.2024

„Der Winterflugplan wird vom anhaltenden E-Commerce-Boom geprägt sein“, sagt Stefan Göstl. Der Airfreight Manager Germany bei a. hartrodt am Flughafen München geht von anhaltenden Engpässen beim Transportraum aus und erwartet zum 1. November 2024 steigende Frachtraten auf bestimmten Relationen. Betroffen sind laut Nadine Wild, Manager Pricing & Procurement Airfreight, unter anderem Relationen von Europa nach Lateinamerika und in die USA. „Die Kapazitäten haben sich verschoben, um der globalen Nachfrage an anderer Stelle gerecht zu werden“, sagt Göstl. Das hänge vor allem mit dem schnellen Wachstum der asiatischen Online-Plattformen Temu und Shein zusammen.

Temu und Shein benötigen viel Frachtraum

Die E-Commerce-Giganten verkaufen im Direktvertrieb Ware an Endkunden – mit der Folge, dass täglich bis zu 5.000 Tonnen geflogen werden. Nach Berechnung der „Süddeutschen Zeitung“ entspricht das über 100 Boeing-777-Frachtern am Tag. „Große Fluggesellschaften haben ihre Frachtmaschinen nach Asien verlagert“, berichtet Göstl. Erschwerend kommt hinzu, dass Luftfracht wegen der Huthi-Attacken auf Schiffe im Roten Meer stärker nachgefragt wird.

Feste „Hardblock“-Verträge sichern Kapazitäten

Trotz der aktuell angespannten Situation kann a. hartrodt zuverlässig Luftfracht-Kapazitäten anbieten. Für den Winterflugplan hat sich die Spedition bei Fluggesellschaften mit festen „Hardblock“-Verträgen frühzeitig Frachtraum gesichert. Allerdings muss a. hartrodt zusätzliche Kapazitäten ad hoc buchen, so dass sich Luftfracht-Kunden Richtung Westen „auf höhere Preise einstellen“ sollten, sagt Wild. Für das Weihnachtsgeschäft mit Luftfracht-Importen aus Hongkong oder China geht Göstl jedoch von einem „stabilen Raten-Niveau“ aus. Der erfahrene Manager wertet es als positives Zeichen, dass die Raten vor der gerade beendeten Golden Week „nicht explodiert“ sind.

„Kurzfristig können sich die bestehenden Kapazitätsengpässe weiter zuspitzen“, warnt Göstl. Ein Streik in Containerhäfen, wie er an der US-Ost- und Golfküste Anfang Oktober nach wenigen Tagen beendet werden konnte, würde die Luftfracht-Nachfrage beispielsweise in die Höhe treiben.